Stress!!!

Ein Glück hab ich jetzt Urlaub. Ich kann euch nicht sagen wie froh ich darüber bin. Die letzte Woche hat mir einfach den Rest gegeben. Angefangen hat es vorletzte Woche damit, dass unser Laborleiter zu mir kam und fragte ob ich denn vor Weihnachten noch Kapazität für ein Projekt hätte, welches bis Weihnachten fertig sein MUSS. Nett und gutmütig wie ich bin, hab ich natürlich gesagt dass das überhaupt kein Problem wäre, da ich eh kaum mehr was zu tun hätte. Und genau diesen Satz hätte ich einfach runterschlucken sollen. Niemals hätte ich diesen Satz über meine Lippen bringen dürfen. Am Anfang hatte ich noch Hilfe von eben diesem Laborleiter, aber schnell merkte ich dass sich dieser immer mehr zurückzog und auch immer früher nach Hause ging…ich konnte also auch keine Fragen mehr stellen. Nebenbei möchte ich kurz erwähnen dass ich Biologin bin und keine Chemikerin und dass ich erst seit August in diesem Beruf arbeite. So kam es also dass man sich köstlich über mich amüsierte weil es wohl lustig mit anzusehen war wie ich mir den Kopf über ein Pestizid und dessen Metaboliten zerbrach und wie ich es wohl schaffen würde die zwei Substanzen aus den Trauben zu isolieren und den Gehalt zu messen. Es ging also darum, eine Methode zu entwickeln mit welcher man beide Stoffe letztendlich nachweisen konnte. Und das ganze bis zum 22.12.06, 24 Uhr. Am Donnerstag hab ich es dann nach 12 Stunden Arbeit (nur unterbrochen durch einen Zahnarztbesuch) geschafft, eine Methode zu entwickeln auf welche ich auch nur zufällig kam (wie gesagt, ich bin keine Chemikerin) und ich war wirklich gottfroh! Einen Tag hatte ich ja noch…jetzt durfte nur die Messung nicht schief laufen! Erwähnen sollte man noch, dass wir unserer Nicki zu Weihnachten noch eine Kastration verpassen wollten, welche am Freitag morgen um 9 Uhr stattfinden sollte. Aber alles kein Problem, denn Meth hatte sich bereit erklärt die Katze morgens hinzubringen und ich wollten sie um 12 Uhr holen und dann auch gleich schon mit meinem Urlaub starten. Dass dies nicht möglich sein sollte, hab ich gleich Freitag morgen gemerkt als ich mir die Ergebnisse der Messung angeschaut habe. Ich musste also ein paar Proben nochmal aufarbeiten und erneut messen (was ziemlich lange dauert). Um halb 12 bin ich total gestresst zum Auto gerannt und zum Tierarzt gefahren. Als ich Nicki dann sah war mir klar, dass ich diese Katze nicht alleine zu Hause lassen kann. Noch sehr benommen war sie total hilflos, musste von der Narkose brechen und tat mir unendlich leid. Es war das erst Mal an diesem Tag dass ich heulen wollte. Ich hab also meine wimmernde kleine Katze nach Hause gebracht und mich erstmal mit ihr in die Küche gelegt (der einzige Raum wo sie nirgends hochspringen kann) und sie gestreichelt und gut zugeredet. Um halb 2 fiel mir wieder das Projekt ein welches bis Weihnachten fertig sein musste… Ich hab die Katze also in ihren Korb gepackt und zur Schwiegermama runter gebracht damit sie nicht alleine ist. Im Geschäft angekommen hat sich auch gleich der Laborleiter mit den Worten: „ich muss dringend nach Hause, der Orgelbauer kommt!“ verabschiedet und dich dachte nur WTF!!!! Da stand ich nun mit einem schlechten Gewissen wegen der Katze die ich alleine gelassen habe und einem Scheißprojekt am Hals. Dies war das zweite Mal an diesem Tag wo ich einfach heulen wollte. Als ich gerade dabei war die Messung durch meisterhaftes pfuschen mit Hilfe eines Kollegen auszuwerten rief Meth an. Im Hintergrund hörte ich eine schreiende Katze die sich wohl in ihrer Benommenheit versuchte die Naht aufzureissen. Das war das dritte Mal wo ich einfach nur heulen wollte. Ich hatte nichtmal die Zeit dazu, Flori zu beruhigen, sondern ich konnte ihn nur nochmal zum Tierarzt schicken, mit dem Ergebnis dass die Katze einen Trichter um den Hals bekam, der es ihr nicht mehr erlaubte sich den Bauch aufzureissen. Ich weiß nicht wie, aber ich habe es dann innerhalb kürzester Zeit geschafft die Ergebnisse in eine Email zu packen, diese mit den Worten „Merry Christmas und bedenken sie dass die Ergebnisse nicht von unserer Qualitätssicherung auditiert wurden“ nach Griechenland zu unserem Kunden zu schicken (der die Ergebnisse nur gekriegt hat weil ich mir meinen Arsch gaaaaaaaaaaanz weit aufgerissen habe), meinen Rechner auszuschalten und nach Hause zu fahren. Daheim angekommen hat sich Flori gleich verabschiedet um pünktlich zu seiner Weihnachtsfeier zu kommen. Und dann kam der Moment wo ich mich in der Küche neben der Katze auf dem Boden gesetzt und erstmal ausgiebig geheult habe. Den Abend hab ich dann mit nem Buch in der Küche verbracht und mich dabei gefragt warum Weihnachten immer mit Stress verbunden ist. Es hatte dieses Jahr absolut nichts von einer besinnlichen Weihnachtszeit. Aber man lernt ja bekanntlich aus seinen Fehlern. Nie wieder ein Projekt welches scheiße und eilig ist.